Kirgistan 2016

Kirgisistan 2016

29. August - 6. September 2016

Crew:

Jörn + Muztoo Kunden

 

Tourbericht

 

29.08.2016

 

Heute beginnt das Abenteuer Kirgistan! Ich bin sichtlich nervös aber freue mich auf die Herausforderung und die Erlebnisse. Mein Schatz bringt mich an den Flughafen Zürich wo ich bereits am Check-In auf Kurt und Joachim treffe. Mit den beiden verstehe mich gleich von Anfang an, doch unsere gute Laune wird bereits am Check-In getrübt. Unser Flieger hat Verspätung und ist noch nicht in Zürich gelandet. Wir versuchen dem Mitarbeiter von Turkisch Airlines zu erklären, dass wir ohne diesen Flug unseren Anschlussflug nach Osch nicht erwischen würden und wir eine geführte Motorradreise gebucht haben. Uns wird angeboten, am Mittwoch zu fliegen; mit einem Grinsen im Gesicht fangen wir mit der Erklärung nochmals von vorne an. Wir müssen auf diesen Flug da die Motorradreise sonst ohne uns beginnt und wir nicht nachreisen können. Uns kann keine Lösung geboten werden aber Kurt hat auf der Anzeigetafel gesehen, dass nochmals ein Flug von Zürich nach Istanbul geht, jedoch über eine andere Fluggesellschaft.

 

Wir steuern den Schalter von Atlas an und zum Glück haben diese noch freie Plätze. Für „wenig“ Geld können wir mitfliegen und erwischen so auch unseren Anschlussflug nach Osch.

 

Dort angekommen wartet ein Einheimischer Taxifahrer, der uns zum Classic Hotel bringt, wo wir um 06.00 Uhr Ortszeit ankommen. Wir dürfen nun bis 12.00 Uhr schlafen und treffen uns dann in der Lobby.

 

Tag 1

 

Schlafen konnte man dies nicht nennen, aber so 2-3 Stunden Schlaf waren es immerhin. Um 12.00 Uhr treffen wir Dave in der Hotellobby, Dave ist unser Tourguide für die nächsten Tage. Nach einer kurzen Vorstellung seinerseits gibt er uns das Tagesprogramm bekannt. Wir nehmen heute unsere Motorräder in Empfang und machen eine kurze Testfahrt um Motorrad, Verhalten im Verkehr und vor allem das Drop out System kennen zu lernen das gleich zu Beginn schief läuft.

 

Drop out ist das markieren an Kreuzungen/Abzweigungen mit einem Motorradfahrer, sodass jeder Nachfolgende weiss, wo er abbiegen muss.

 

Nach der Testfahrt fahren wir zurück ins Hotel und haben 3 Stunden freie Zeit für uns. Um 19.00 Uhr werden wir von Dave und Taxis abgeholt für das Abendessen im Restaurant. Nach einem leckeren Abendessen gibt es noch Bier und Cognac für alle und wir lassen den Abend gemütlich ausklingen.

 

Tag 2

 

08.00 Uhr gibt es Frühstück mit sehr viel Auswahl im Classic Hotel. Um 09.00 Uhr gibt es von Dave ein Briefing und Tagesbesprechung. Unter anderem: Route, Verhalten im Verkehr, Verhalten bei Tieren auf der Fahrbahn und was tun bei Polizeikontrollen.

 

Alle sind bereit, das Gepäck ist verladen und es geht mit viel Verkehr raus aus der Stadt. Wir fahren auf der Hauptstrasse von Osch nach Bischkek und machen in Ösgön einen Halt. Dort ist gerade Feiertag und das sehenswerte Minarett umgeben von Einheimischen.

 

Unsere Mittagspause machen wir in einem Restaurant und es gibt Nudelsuppe… diese kann ich nur empfehlen, sehr lecker und nahrhaft. In unserem Begleitfahrzeug fährt Kamil, er kann Dave immer weiterhelfen, wenn dessen Usbekisch und Kirgisisch nicht mehr weiter hilft.

 

Wir fahren weiter und erreichen bald einen schönen Stausee der Naryn, wir gönnen uns eine Kaffeepause und wer will, darf baden gehen. Sehr erfrischend bei den Temperaturen um die 30 Grad.

 

Um 18.00 Uhr erreichen wir unser Hotel direkt am See und um 19.30 Uhr gibt es Abendessen mit Gemüsesuppe, Lammfleisch und Kartoffeln. Vor dem Abendessen helfe ich Dave und Kamil noch bei der Wartung der Bikes. Kettenspray und Ketten spannen ist heute angesagt und das wechseln von 2 Tachoseiten. Auf der Hoteltreppe gibt es nach dem Essen noch Bier und Whisky bei witzigen Gesprächen.

 

Tag 3

 

Der Morgen beginnt mit Frühstück und herrlicher Seesicht. Schlaf war io, nur die Matratze viel zu weich. Nach dem Frühstück geht es auf der Hauptstrasse Osch-Bischek weiter und nach gut 2 km treffen wir schon auf die erste Polizeikontrolle. Alle fahren weiter und Dave löst die Situation mit dem Polizisten. Nach einer schönen Fahrt und Kaffeepause geht es noch einen Pass hoch, wo bereits eine Jurte auf uns wartet, bei der wir vergorene Pferdestutenmilch und Kuhmilch sowie selber gemachten Käse zu uns nehmen. Nicht jedem schmeckt es gleich gut aber definitiv ein „muss“ auf einer solchen Reise.

 

Nach einem Tankstopp ist es dann soweit und es geht rechts weg auf eine Schotterstrasse. Diese bietet neben Schlaglöchern auch einige Pfützen die natürlich nicht umfahren werden. Wer auf diesen Strassen vorne fährt hat sicherlich die beste Sicht. Beim Blick zurück sieht man nur noch Staub und der Abstand zwischen den Fahrern ist gross, damit man wenigstens noch was sieht.

 

Vor einer Kaffeepause gibt uns Dave noch einige Tipps zum Bremsen auf Schotter. Unsere Kaffeepause oder Picknick nehmen wir direkt am Fluss zu uns. Danach geht es nochmals 30km ins Tal, wo wir bei einer einheimischen Familie übernachten. Neben einigen Zimmern hat es draussen noch eine Jurte, ich habe das Glück und darf mit Kurt, Joachim und Michael in der Jurte schlafen.

 

Neben dem Gebäude steht ein Anbau mit Dusche, WC und Küche. Nachdem sich der 3te geduscht hat ist das Wasser weg und dieses bleibt die ganze Nacht aus. Der Rest von uns findet sich damit ab, dass man halt mal nicht duschen kann. Dave, Kamil und ich machen uns wieder an die Bikes, Kettenspray, Ketten spannen und ein abgefallenes Heck (Nummernschild und Blinker) müssen provisorisch wieder montiert werden.

 

Zum Abendessen wird für uns wieder Lamacun gemacht, die leckere Nudelsuppe, die wir einen Tag zuvor schon hatten. Der Tisch ist reichlich gedeckt mit leckeren Sachen und als Getränk gibt es wie immer Tee. Natürlich gibt es auch diesen Abend wieder etwas alkoholisches, Bier, Grappa und Bourbon sollen es heute sein.

 

Tag 4

 

Der Tag beginnt im Homestay unserer Gastfamilie in Kyzyl-Oi mit einem guten Frühstück. Ich freue mich sehr über das leckere Spiegelei. Nach dem packen geht es auf Schotter weiter, natürlich hatten wir auch heute Morgen wieder unser Briefing. Auf einer kurzen Asphaltstrasse haben wir in einem Dorf die Möglichkeit zu Tanken und Dave und Kamil kaufen ein. Unser Wasser und Bierkonsum ist hoch und somit wird viel Flüssiges gekauft.

 

Danach geht es auf Schotter weiter ins hohe Gebirge, anspruchsvolle Strassen und eine traumhafte Landschaft begrüssen uns. Wir fahren Querfeld ein über Felder und Wiesen, Schaf-, Kuh- und Pferdeherden nach jedem Hügel. Jeder sucht sich seinen eigenen Weg und wir geniessen es in vollen Zügen. Übernachtet wird in einem Jurtencamp am Songköl-See auf gut 3200m und zum Abendessen wird uns frischen Fisch mit Reis gemacht.

 

Kaum ist die Sonne weg, wird es schnell kühl auf der Hochebene, die Jurten werden noch kurz eingeheizt damit wenigstens mal für den Anfang der Nacht ein wenig Wärme aufkommt. Einige gehen schon früh ins Bett und auch ich will diese Nacht mal ein wenig mehr schlafen. Es ist bitterkalt und Kurt hat einen schlimmen Husten erwischt, was ihn durch die Nächte quält.

 

Tag 5

 

Es ist noch immer kalt, es hat wahrscheinlich um die 0 Grad. Trotz der Kälte ist der Blick aus der Jurte direkt auf den See traumhaft. Die Sonne kommt langsam hinter dem Horizont hervor und es wird wieder wärmer. Zum Frühstück gibt’s Porridge und Spiegeleier.

 

Nach warmlaufen der Motorräder fahren wir dem See entlang bis zu einer Kiesgrube an der wir uns austoben können. Nach der Fahrt über eine tote Ziege reicht mir das Training und wir fahren bald weiter. Eine wunderschöne Passstrasse mit steilen und engen Serpentinen liegt vor uns mit Blick in ein wunderbares Tal. Nach der Kaffeepause am Fluss geht es bald auf die Lehmstrasse, diese ist trocken und leicht zu befahren. Danach sind es nur noch wenige Kilometer bis zum nächsten Jurtencamp auf 3000 Meter.

 

Heute Abend steht noch der Gang in die Banja an. Die Banja ist eine Sauna und wird für uns eingeheizt. Neben der hitzigen Erfrischung birgt diese auch Verbrennungsgefahr. Einige von uns, darunter auch ich, verbrennen sich am heissen Dampf, der nach dem begiessen der Steine entsteht.

 

Diese Nacht haben wir eine Schweizer-Jurte, Kurt, Joachim, Walter, René und ich haben uns eine 5er Jurte gesichert. Auch diese Nacht wird wieder sehr kalt und es hat auch mich mit Dünnpfiff erwischt und ich muss einige male aufs WC in der Nacht. Zum guten Glück hat man ja eine Stirnlampe dabei denn das WC ist ca. 100m vom Camp entfernt. Die Nacht war sozusagen „beschissen“

 

Tag 6

 

Es hatte wieder um die 0 Grad und auf unserem Sattel vom Motorrad hat es eine kleine Eisschicht. Das Frühstück nehmen wir in der schön beheizten Jurte zu uns, danach werfe ich noch was gegen den Dünnpfiff ein und los geht die Fahrt. Heute stehen 260km auf dem Programm, der längste Fahrtag. Heute ist es sehr trocken und staubig, dementsprechend sehen auch unsere Kleider aus. Nach einem weiteren Pass mit traumhafter Aussicht geht es wieder eine Serpentinenstrasse runter. Unten auf der Strasse erwischt es Walter, dem während der Fahrt der Vorderreifen platzt. Zum guten Glück passiert ihm nichts und nach dem Reifenwechsel geht es mit verbogenem Lenker für ihn weiter.

 

Nach vielen Kilometern auf Schotter probieren wir eine neue Strecke, die Dave auf der der Karte und im Navi gefunden hat. Diese ist das Highlight unserer Tour, keine Strecke war bisher schöner. Nach ca. 15 Kilometern stellt sich die Strasse jedoch als Sackgasse heraus. Wir suchen verzweifelt nach der Strasse, die uns gemäss der Karte und Navi weiter bringen soll, jedoch ist diese nicht vorhanden. Umkehren ist angesagt, allen ist klar, dass es spät wird bis zur Ankunft. In der Dunkelheit und im Staub ist es fast unmöglich zu fahren. Zu allem hinzu geht mir noch das Benzin aus und ich muss auf den Pickup warten. Um 21.00 Uhr kommen wir endlich im Homestay an und es wartet eine Dusche auf uns, endlich wieder einmal.

 

Wir sind alle hungrig und freuen uns auf das Abendessen, den folgenden Schlummertrunk und auf die gemütlichen Betten im Anbau der Gastfamilie.

 

Tag 7

 

Ich habe geschlafen wie ein Stein. Schon lange hatte ich keine so angenehme Nacht wie diese. Doch nicht jeder hat die Nacht so genossen wie ich, mein Zimmergenosse Michael konnte nicht schlafen, da mein Schnarchen zu laut war. Ein Zeichen dafür, dass ich wirklich gut geschlafen habe.

 

Aber auch Dave hatte keine ruhige Nacht, jetzt hat es ihn erwischt und er war die halbe Nacht auf dem WC. Irgendwie muss da jeder mal durch….

 

Nach 500m Fahrt und Tankstop hat Wolfgang einen Plattfuss. Warten ist wieder angesagt, bis wir den Schlauch gewechselt haben. Dies ist unser letzter Tag und dies merken wir auch an den Temperaturen, es wird immer wärmer. Zum Mittagessen im Restaurant gibt es leckere Teigtaschen und Tee. Es geht wieder zurück nach Jalalabad, das auf der Haupstrasse Osch-Bischek liegt. Die Strecke kennen wir bereits von unserem ersten Tag.  

 

Am späteren Nachmittag erreichen wir Osh und bringen die Bikes gleich zurück in die Werkstatt von Muztoo. Mit Taxis fahren wir wieder in unser erstes Hotel, das Classic Hotel. Zum Abschluss dieser wunderbaren Reise und den einmaligen Erlebnissen essen wir nochmals auswärts im Restaurant.

 

Kurz vor Mitternacht geht es ins Bett und um 03.15 Uhr klingelt schon der Wecker und es geht zum Flughafen und mit Turkisch Airlines via Istanbul zurück in die Schweiz.

 


Kommentare: 2
  • #2

    Elisabeth (Donnerstag, 27 Oktober 2016 12:32)

    Toller Bericht!

  • #1

    Frank René (Sonntag, 23 Oktober 2016 15:38)

    Lieber Jörn
    Vielen Dank für Deinen Reisebericht. Ich musste ein paar Mal schmunzeln. Mit Deinen Bildern und Tageskommentaren durfte ich unsere tolle Reise nochmals im Zeitraffer erleben. Gut gemacht.
    Ich wünsche Dir viel Spass auf Deinen weiteren Reisen.
    Beste Grüses
    René

Wir lieben, was wir tun. Diese Passion leben wir jeden Tag.


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