Tourbericht
Shortway – Nordkapptour 1-3. Tag (Sonntag bis Dienstag)
Mit viel Freude gings am Freitagabend los. Bepackt mit Zelt, Schlafsäcke, Tickets für Nachtzug, Fähren einer ungefähren Tour im Hinterkopf und natürlich dem Nötigsten, was man nebst den Töffklamotten noch so braucht.
Erste Etappe war Lörrach – Nachtzug.
Dort haben wir unsere Bikes im Autozug parkiert und konnten Liegeplätze beziehen. Die Zugfahrt dauerte 11:30 h und kamen um 7:00 Uhr morgens in Hamburg an. Gestärkt mit einem kleinen Frühstück.
Ab Hamburg gings erstmals richtig los mit unseren Motorrädern.
Zweite Etappe war Hirthals – Fähre.
Hirthals liegt an der Nordküste von Dänemark. Es war eine wunderschöne Fahrt durch Dänemark. Die Westküste ist geprägt von kilometerlangen Feldern, Strände und schönen Strassen. Dänemark ist eher
dünn besiedelt und landschaftlich flach mit wenig Strassenkurven, dafür konnte man die schöne Landschaft besser geniessen.
In Hirthals angekommen, verluden wir unsere Bikes auf die Fähre Color-Line, welche uns nach Kristiansand
brachte.
Die 3 stündige Überfahrt war kurzweilig und um Mitternacht konnten wir auch bereits wieder das Schiff verlassen und ein nahegelegenes Hotel beziehen.
Am Sonntagmorgen, nach einem reichhaltigen, norwegischen Frühstück gings auf Richtung Nordkapp.
Heutige Etappe war bis zur Sørfjorden zu kommen.
Es war eine unglaublich beeindruckende Strecke. Unendliche Weiten, kurvenreiche Strecken und unzählige Seen, Flüsse und Fjorde. Die Serpetinenstrasse nach Lysebotn war das Tageshighlight. Mit 27 Haarnadelkurven verbindet sie Sirdal mit Lysebotn und zeigt eine wunderschöne, abwechslungsreiche Landschaft. Sie
scheint auch bei den einheimischen Motorradfahrern sehr beliebt zu sein.
An Sørfjorden angekommen, hielten wir Ausschau nach einem geeigneten Ort, um das
Zelt aufzustellen – In Norwegen ist es erlaubt, an jedem beliebigen Ort zu zelten. Leider haben wir jedoch nicht beachtet, dass es ausgerechnet entlang der Sørfjorden sehr dicht besiedelt ist. Und an den nicht besiedelten
Strecken wird die Strasse links vom Wasser abgegrenzt und rechts erhebt sich steil der Reinsnosa und der Hårteigen zwei 1600 Bergmassive, welche keine erreichbare, gerade Fläche für ein
Zelt bietet. Also beschlossen wir, auf dem Campingplatz in Kinsarvik zu übernachten.
Am Montag gings weiter nordwärts. Ziel wäre bis zum Geirangerpass zu kommen.
Kurz nach der Abfahrt passierten wir die imposante 1380m lange Hardangerbrua, eine Brücke, welche die Sørfjorden überquert und direkt in ein Tunell führt. Tunells sind heute das Tagesmotto. Mindestens 30 haben wir passiert. Norweger sind erfahrene Tunnellbauer. Sie besitzen auch das europaweite, längste Tunell. Das Lærdalstunnelen mit 24.5km Länge. Dieses passierten wir noch vor der Mittagspause. Nach der Mittagspause verluden wir die Bikes auf einer Autofähre in der Nähe von Sogn um diesen Fjord überqueren zu können. Danach gings weiter zu den Bøyabreen – eine Gletscherfläche, welche ein Nebenarm vom grossen Jostedalsbreen Gletscher bildet, der mit 474 km₂ Fläche der grösste Gletscher im gesammten europäischen Kontinent ist.
Viel weiter kamen wir dann jedoch nicht mehr. Aus gesundheitlichen Gründen mussten wir den
Fahrtag in Loen beenden und eine Unterkunft suchen. Wir hoffen, die Weiterfahrt kann in den nächsten Tagen wieder aufgenommen werden
…
Shortway – Nordkapptour 4-6. Tag (Mittwoch bis Freitag)
Am Mittwoch ging es nach einem Tag Pause weiter von Loen Richtung Geirangerfjord. Auf diese Strecke und die danach folgende Trollstigen Serpentinenstrasse haben wir uns schon anfangs Reise gefreut. Die kurvenreichen Strassen, die Wasserfälle, die Gletscher und die wunderschöne Landschaft war einmalig. Wir wurden definitiv nicht enttäuscht von dem was wir bisher von diesem Teil des Landes gehört oder gelesen haben. Leider war das Wetter eher trübe und daher die Aussicht dementsprechend kurz.
Kurz nach den Trollstigen wartete bereits das nächste Highlight, die Atlantic Road. Von dieser Strasse haben wir schon viel gehört und viel gesehen, daher ist die Freude gross als wir endlich da waren. Am Ende dieser Atlantic Road fuhren wir durch den Atlanterhavstunnel nach Kristiansund. Dieser Tunnel ist die einzige Mautstelle für Motorradfahrer und führt unter dem Meer hindurch. Der Tunnel ist 5779m lang und an der tiefsten Stelle 250m unter dem Meeresspiegel.
Weiter ging es nach Trondheim wo wir außerhalb der Stadt in Malvik eine schöne Stuga gefunden haben für die Übernachtung.
Der Donnerstag gestaltete sich bereits im frühen Morgen nass. Kurz vor der Abfahrt kamen die ersten Tropfen nieder. An diesem Tag benötigten wir die Regenklamotten immer wieder, der Himmel wechselte sich ab mit Regen und zeitweise Sonnenstrahlen.
Die Route führte an diesem Tag über Are in Schweden wo die alpine Skiweltmeisterschaften 2019 durchgeführt wurden. In diesem kleinen Ort gab es eine Kaffeepause bevor es weiter ging nach Östersund und danach wieder nordwärts.
Schweden überzeugt mit seiner schönen Landschaft und den gut ausgebauten Strassen. Schweden ist im Vergleich zu Norwegen flach und dünn besiedelt. Ausserorts ist aller meistens eine Geschwindigkeitslimite von 90km/h. Dem zu Folge kommt man in Schweden sehr rasch voran. Eine von wenigen Gefahrenstellen auf der Strasse ist wie in allen nordischen Ländern das mögliche Strassenqueren von Elchen, auf was durch Strassenschilder immer wieder aufmerksam gemacht wird.
Am Freitag pausierte unsere Tour nochmals aus gesundheitlichen Gründen. In Sorsele fanden wir den Sorsele Camping. Ein wunderschöner Campingplatz direkt am See mit Schweizer Betreibern. Schön an einem so weit entfernten Ort die Muttersprache zu sprechen 😊
Shortway – Nordkapptour 7-11. Tag (Samstag bis Mittwoch)
Am Samstag mussten wir schweren Herzens das Ziel Nordkap streichen. Auf Grund der insgesamt 2.5 Fahrtage, welche wir
durch die Magendarmgrippe verloren haben, ist das Nordkap auch über die schnellere Route durch Schweden nicht mehr erreichbar. Die Fähre wartet nämlich bereits am nächsten Mittwoch in
Helsinki.
Also beschlossen wir, Rovaniemi und die Überschreitung des Polarkreises als den nördlichsten Punkt unserer Reise festzulegen und anschliessend wieder südwärts zu reisen.
Der Fahrtag am Samstag ging also von Sorsele nach Antnas, dort alles der Nordsee entlang bis nach Tornio, wo wir die finnische Grenze passierten und dann weiter über Ruottala, Kalliokumpu bis nach Rovaniemi. Das Wetter war auf unserer Seite und es wurde von Stunde zu Stunde schöner und wärmer. Das Landschaftsbild mit Wald, Gewässer, kleinen Dörfern und ab und zu Renntiere, welche am Strassenrand frassen, wechselten die endlos geraden Strassen etwas ab.
In Rovaniemi fanden wir eine wunderschöne Hütte direkt am See, welche wir für die Übernachtung bezogen.
Am Sonntagmorgen gings als erstes ins Santa Claus Village. Ein bezauberndes kleines
Dörfchen, wo der Samichlaus mit all seinen Renntieren lebt. Es gibt da sogar eine offizielle Santa Claus Post Office, wo alle Briefe und Wünsche von der ganzen Welt ankommen und bearbeitet
werden 😊. Sicher auch mal einen Besuch im Winter wert.
Nachdem wir das Dorf besichtigten und auch ein paar Schritte über den nördlichen Polarkreis machten, ging unsere Reise langsam wieder südwärts.
Heute gings nur 250km weit, bis nach Oulu.
Am Montag ist Sastamala das Ziel. Sastamala liegt 520km südlich von Oulu und etwa eine Stunde von Tampere, der
zweitgrössten Stadt Finnlands entfernt.
Peter, ein Freund von uns wanderte 1996 von der Schweiz nach Finnland aus. Er hat im Dezember 2018 eine neue Schaukäserrei mit Bistro in Sastamala eröffnet, welche wir besuchen wollten.
Bei einer heissen Tasse Kaffee besichtigt wir seine neue Käserei und hörten seine spannenden Geschichten zum Neubau.
Peter besitzt ein Strandhaus an einem See, welches er uns freundlicherweise für einen Nacht zur Verfügung stellte. Es war der schönste Ort unserer ganzen Reise.
Zuerst fährt man gut 3km Kiesweg bis man an einem einsamen See ankommt. Das Holzhäuschen steht mitten in einem Wald ohne Strom und fliessend Wasser.
Jedoch einem Cheminee, Aussengrillplatz, Badesteg und, was natürlich bei einer finnischen Unterkunft nie fehlen darf, einer originalen finnischen Sauna. Diese musste natürlich ausprobiert
werden.
Am Dienstagmorgen verabschiedeten wir uns von Peter und die Reise ging weiter bis nach Helsinki.
Helsinki, die Hauptstadt von Finnland mit ca. 635‘000 Einwohnern war das komplette Gegenteil vom einsamen Waldhäuschen in Sastamala.
Eine Grossstadt mit spannenden architektonischen Bauten, Parks, Cafes, Restaurants, Märkten und schöne Sehenswürdigkeiten. Diese erkundschafteten wir, bis wir dann am Mittwochnachmittag mit
unseren Motorrädern auf die Finnlady-Fähre on Board gingen, welche uns während 30 Stunden zurück nach Travermünde bringt.
Finnland ist ein wundervolles, spannendes Land, jedoch für Motorradferien weniger geeignet. Die Strassen gestalten sich mehrheitlich gleich und für Kurvenfans gibt’s nicht viel zu entdecken.
In unserer zweiten Reisehälfte waren generell wenig Motorradfahrer anzutreffen. Zum einen, weil es für die Finnen ein teures Hobby sei und zum anderen, weil man die Landesgrenzen passieren muss, um eine spannende Tour machen zu können. Schneetöff’s stehen bestimmt häufiger in einer finnischen und schwedischen Garage als ein Motorrad.
Shortway – Nordkapptour 12-14. Tag (Donnerstag bis Samstag)
Die Nacht auf der Fähre war angenehm und das Abendessen sowie das Frühstück am Morgen ausgezeichnet. Das Buffet umfasst ein breites Angebot und lässt fast keine Wünsche offen. Die 30 Stunden auf der Fähre vergingen schneller als gedacht und da wir das Hotel in Travemünde bereits in Helsinki gebucht haben fahren wir nur kurze 20 Minuten und konnten bereits das Hotelzimmer beziehen. Da es schon spät war ging es rasch ins Bett und am Tag danach wartete en kleines aber feines Frühstücksbuffet auf uns. Gestärkt für die nasse Fahrt nach Hamburg gingen wir bald los und fuhren direkt über die Autobahn in die Hafenstadt.
Es war bereits wieder Mittagszeit und da der Verlad für den Nachtzug erst um 18.15 begann, beschlossen wir mit der U-Bahn in die Stadt zu fahren und die freie Zeit so zu nutzen. An den Landungsbrücken gab es viele Möglichkeiten, um lokale Köstlichkeiten zu verzerren. So machten wir dies auch und genossen danach noch einen guten Kaffee in der Kaffeerösterrei in der Speicherstadt. Zurück am Bahnhof Altona begann gerade der Verlad für die Motorradkollegen nach Verona. Wir gingen zurück in Parkhaus wo wir unser Motorrad abgestellt hatten und fuhren zum Check-In. Kaum haben wir das Motorrad in der Spur parkiert, begann auch schon der Verlad und das hiess wieder Kopf einziehen. Im Gegensatz zu Lörrach kamen wir Motorradfahrer zuerst auf den Zug und somit hatten wir genügend Zeit um die Schlafkabine zu beziehen und für das Abendessen am Bahnhof.